Archiv für die Kategorie „Anleihen“
Achtung, das ist kein Scherz: 10-Jahres-Bundesanleihen bringen noch 0,01 Prozent
Deutschland und Europa sind im Anlagenotstand. Nur so lässt sich die hohe Nachfrage nach Bundesanleihen erklären, die gerade erst bei wieder bei einer Auktion deutlich wurde: Die Renditen sinken. Obwohl Bundesanleihen ein knappes Gut zu werden drohen, fiel die Aufstockung eines zehnjährigen Titels am Mittwoch dennoch durch.
Wie die FAZ heute berichtet, lag die Nachfrage in der Auktion unter dem Angebot von 4 Milliarden Euro. Die 46 Gebote erreichten 3,66 Milliarden Euro. Das reichte, um die Emissionsrendite auf das historische Tief von 0,01 Prozent zu drücken. Noch nie konnte der deutsche Staat so günstig für zehn Jahre Geld aufnehmen.
Ein wichtiger Käufer ist hierbei die EZB, wobei mittlerweile ein Niedrigstniveau erreicht ist, das viele Investoren abschreckt. Am Dienstag war die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe sogar in den negativen Bereich gerutscht. Mit minus 0,033 Prozent war ein Rekordtief erreicht worden, der Wert erholte sich dann aber wieder leicht.
EZB kauft, was sie bekommen kann
Die EZB kauft aktuell auf dem offenen Markt für 80 Milliarden Euro im Monat ein. Neben Staatsanleihen und Pfandbriefen der Banken, was sie schon einige Zeit tut, nun seit einer Woche auch Unternehmensanleihen. Was bedeutet: Auch hier rutschen immer mehr Renditen in den negativen Bereich.
Immobilien? Kaum noch eine Alternative
Die klassische Alternative ist Immobilien – oder Gold. Doch zumindest beim “Betongold” ist eine Überhitzung erkennbar, auch im traditionell eher gesunden deutschen Markt. Wer sich die Entwicklung in den boomenden Regionen wie München, Hamburg oder Berlin ansieht, versteht dies auch ohne eine Ausbildung im Immobilienmanagement. Ein besonderer Treiber sind übrigens Zuwanderer, sowohl aus der Binnenwanderung als auch aus der EU – und nun ganz aktuell durch Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak und Afghanistan. Letztere verteilen sich eben nicht gleichmäßig über das gesamte Bundesgebiet, sondern siedeln sich in wenigen Zentren an. Dadurch wird der dortige Wohnungsmarkt noch einmal zusätzlich unter Druck gesetzt, Mieter mit niedrigen Einkommen konkurrieren nun mit den finanziell leistungsfähigeren Kommunen, die Wohnraum für Flüchtlinge anmietet.
Unorthodoxe Anlageformen? Schon besser
Wohin nun mit dem Ersparten? Bei Minusrendite „zahlt“ man der Bank dafür, dass diese mit dem eigenen Geld arbeiten kann. Ein unnatürlicher Zustand. Auch wenn neben der Rendite natürlich die Sicherheit berücksichtigt werden sollte („sicher wie eine Bank“), so ist das doch ein schwaches Argument – warum dann nicht gleich das Bargeld zu Hause aufbewahren, unter dem Kopfkissen oder vielleicht besser in einem guten Versteck? Hier fallen dann zumindest keine Strafgebühren an. Man kann das Geld natürlich auch erst einmal in eine genehmere Form transformieren, etwa in Kunst. Diese sind dann ebenfalls eine Wertanlage, womöglich ist ein Wertzuwachs zu erzielen, immerhin schmücken sie aber das eigene Heim, was ja dann auch eine Art Rendite ist.
Ganz exotisch: Medizinstudium im Ausland finanzieren
Noch eine exotische Anlageform ist die in Menschen. Nein, nicht Menschenhandel ist gefragt, sondern die Finanzierung der Ausbildung von talentierten und motivierten Handwerkern, Studenten usw., bei denen man mit einiger Sicherheit davon ausgehen kann, dass diese in absehbarer Zeit durch die erworbene Qualifikation einen einträglichen Job finden werden. Und dann die Investition mit Zins und Zinseszins zurückzahlen können. Sieht auf den ersten Blick etwas moralisch bedenklich aus, aber damit kopieren sie nur das Geschäftsmodell, das die KfW schon seit vielen Jahren gewinnbringend betreibt. Tagesaktueller effektiver Jahreszinssatz dort: 4,16 Prozent.
Wer etwa die Ausbildung von vier Medizinern mit jeweils € 1500,- pro Monat und Student finanziert, müsste € 72.000 jährlich aufbringen. Bei einer Studiendauer von sechs Jahren sind wir bei € 432.00. Realistischerweise würde ein Student das Studium abbrechen – was aber nicht bedeutet, dass er seine Schulden zwangsweise nicht zurückzahlen wird. Gehen wir aber auch einmal von diesem Fall aus.
Der Abbruch erfolgt praktisch nie am Ende des Studiums, sondern nach zwei bis vier Semestern – unterstellen wir einen Verlust von € 50.000, die nicht mehr eingetrieben werden können. Dieser Verlust muss dann durch den in der Gesamtkalkulation inkludierten Risikoaufschlag ausgebügelt werden. Und es soll noch eine Rendite dabei herausspringen, die über den 0,01 der Bundesanleihe liegt (Scherz!). Die drei Mediziner, die mit einem Bruttoeinstiegsgehalt von € 4.000 plus X rechnen können, schulden uns dann zum Beginn der beruflichen Laufbahn jeweils € 108.00 plus Risikoaufschlag 1/3 von 50.000 plus unsere Rendite von sagen wir einmal sechs Prozent: Macht je gerundet € 130.000, also weniger als drei Bruttojahresgehälter (wohlgemerkt Einstiegsgehälter, ohne Zulagen).
Rosige Zukunftsausichten für Mediziner sind ein gutes Argument für diese Anlageform
Gehen wir davon aus, dass die drei Mediziner vorher bereits im Gesundheitssektor als Gesundheits- und Krankenpfleger beschäftigt waren und nun das doppelte Gehalt kassieren (noch einmal: Einstiegsgehälter – die Steigerung gegenüber der Gehaltsklasse Gesundheits- und Krankenpfleger wird bald auf das dreifache oder vierfache hinauslaufen), so könnte man sagen, dass diese Investition sich nach zehn bis zwölf Jahren für den Jungmediziner voll amortisiert hat, auch wenn der Einkommensausfall während des sechsjährigen Studiums berücksichtigt wird. Der Investor muss also kein schlechtes Gewissen haben – und kann sich über eine satte Rendite freuen (und er tut zudem etwas gutes für das Gesundheitswesen).
Um mit den € 1.500 „klarzukommen“ gibt es zwei Möglichkeiten: Studium in Deutschland ohne Studiengebühr, oder im Ausland, typischerweise mit Studiengebühr. Diese muss zwar dann zusätzlich aufgebracht werden, in osteuropäischen Staaten wie z.B. Bulgarien, die gerne von deutschen Medizinstudenten angesteuert werden, kann man dem jedoch wesentlich niedrigere Lebenshaltungskosten (Miete, Lebensmittel) entgegenhalten, die die Gebühr (hier: € 8.000 pro Studienjahr) praktisch gegenfinanzieren können.
Die Option Medizinstudium im Ausland ist für Studieninteressierte ohne eigene finanzielle Basis doppelt problematisch: Ein (vermeintlich) hohes Investment mit der abschreckenden Gebühr, zudem keine attraktiven Möglichkeiten, das Studium durch Nebenjobs zu finanzieren (wobei dies bei einem ernsthaft betriebenen Medizinstudium ohnehin nur sehr eingeschränkt möglich ist). Argumente pro und kontra Medizinstudium im Ausland finden sich hier auf der Website von medigate, einer auf die Vermittlung von Medizinstudenten nach Bulgarien spezialisierten Agentur. Ausland und Studium-Fremdfinanzierung passen also optimal zusammen! Zumal die Finanzierung durch eine deutsche Bank hier von vorneherein ausfällt.
…zu Risiken und Nebenwirkungen dieser Geldanlage…
Und im Ausland fällt auch das Problem Numerus Clausus weg, das Investitionen in Deutschland zu einem Glücksspiel in mehreren Dimensionen des Wortes macht. Wer daran glaubt, dass der Medizinermangel auch in zehn Jahren noch akut sein wird, und hierfür sprechen ja einige Fakten, für den ist dieses unorthodoxe Investment eine Überlegung wert. Ob die Zinsen in zehn Jahren noch immer um die Nullmarke mäandern – das läßt sich schlecht voraussagen. Aber auch im Falle eines Währungszusammenbruchs wäre das Investment in den Mediziner dann vielleicht gar nicht so dumm gewesen. Tipp: Einfach mal ausprobieren und in zehn Jahren berichten, über Risiken und Nebenwirkung sowie den aktuellen Arbeitsmarkt für Mediziner sollten Sie Ihren Hausarzt fragen. Man sollte aber ausreichend liquide Mittel mitbringen (zumindest für einen Studenten, wobei dann Chance und Risiko steigen (da nicht aufgesplittet auf mehrere Studenten) und einen soliden Schuldvertrag, aus dem sich der Mediziner später nicht rausklagen kann…
Seit dem 11. Juni 2014 gilt der niedrigste Leitzins in der Geschichte der Europäischen Zentralbank: Für eine Verzinsung von gerade noch 0,15 Prozent verleiht die in Frankfurt am Main ansässige EZB das on ihr verwaltete Eurogeld an Geschäftsbanken – also praktisch kostenlos.
Neben der Senkung des Leitzinses beschloss der EZB-Rat die Einführung einer negativen Verzinsung von minus 0,1 Prozent auf Bankeinlagen, also quasi einen Strafzins. Dieser soll Geschäftsbanken dazu bringen, das Geld nicht bei der EZB anzulegen, sondern es an Firmen und Privatpersonen zu verleihen, um so die Konjunktur in Europa anzukurbeln.
Der Leitzins als geldpolitisches Instrument
Der Leitzins, der korrekt als Hauptrefinanzierungsinstrument (main refinancing operations) bezeichnet wird, ist das wichtigste geldpolitische Instrument einer Zentralbank. Indirekt führt eine Senkung bzw. Erhöhung zu entsprechenden Reaktionen bei Privatbanken: Bei niedrigen Leitzinsen sinken die Finanzierungskosten für Kredite, gleichzeitig aber auf die Renditen für Geldanlagen wie Festgeld. Hohe Leitzinsen hingegen führen zu attraktiveren Renditen bei der Geldanlage, machen jedoch die Kosten für Kredite (z.B. Hypothekenkredite) teurer – gleichzeitig wird die Inflationsrate niedrig gehalten.
Ein Bild sagt mehr als Tausend Worte. Daher zeigen wir in der folgenden Infografik die Entwicklung des EZB-Leitzinses in den letzten Jahren.
Infografik: Historische Entwicklung des EZB-Leitzins
Bei der Euroeinführung 1999 belief sich der Leitzins auf 3,0 Prozent. In den folgenden beiden Jahren wurde er sogar noch weiter erhöht bis zu einem Rekordwert von 4,75 Prozent im Oktober 2000. Zu dieser Zeit befand sich Europa in einem Wirtschaftsboom.
Im Anschluss an diese Hochphase wurde der Leitzins schrittweise reduziert, denn die Wirtschaft entwickelte sich schlecht und die Arbeitslosigkeit nahm zu. Die EZB versuchte auf diese Weise, die sich abschwächende Konjunktur in der Eurozone zu stimulieren. Von einem Zinssatz von 2,0 Prozent im Juni 2003 ging es dann wieder schrittweise nach oben auf 4,25 Prozent im Juli 2008.
Zins ist seit 2008 auf niedrigem Niveau
Und dann kam es zur globalen Finanzkrise. In den USA war der sogenannte Sub-Prime-Market zusammengebrochen, und diese Bankenkrise erfasste mit etwas Verzögerung auch Europa und die Eurozone und erschütterte das ganze Bankensystem, aber auch die reale Wirtschaft.
Die EZB reagierte: Im Rekordtempo wurde der Leitzins bis Mai 2009 auf 1,00 Prozent gesenkt. Da die Wirtschaft in Europa trotz dieses niedrigen Zinsniveau nicht in Schwung gekommen ist, entschloss sich die EZB nun zu dieser radikalen Maßnahme. Bei einem Zinssatz von 0,15 Prozent kann man von praktisch kostemlosen Geld sprechen. Ob sich die Konjunktur dadurch in Gang bringen lässt, wird jedoch von vielen Experten bestritten.
Was bedeutet das für Festgeld?
Das Zinsniveau bei Festgeld wird durch die Entscheidungen der EZB indirekt beeinflusst. Die Zinssenkungen der EZB in den letzten Jahren das das Zinsniveau bei Krediten reduziert, die Finanzierung von Immobilien wird also günstiger. Für Festgeld (Deposit) wird es jedoch weniger Rendite geben. Bis die aktuelle Senkung sich auf die Festgeldangebote auswirken, können noch ein paar Wochen vergehen. Wer also ohnehin plante, ein Festgeldkonto zu eröffnen, sollte jetzt schnell handeln, denn sonst sind die Zinsen noch niedriger als ohnehin!
Bei all den Bankenkrisen werden Bundesanleihen und Jumbo-Pfandbriefe als eine Alternative zu Eigen-Angeboten der klassischen Banken interessant. Doch gibt es dabei auch eine attraktive Rendite? Hierfür sollte man einen Blick ins „Internet“ werfen, und dazu ist diese Seite da.
Bundesanleihen werden hauptsächlich von konservativen Anlagern nachgefragt, die in der Regel keine internetaffinität mitbringen. Wobei in einem runden Portfolio natürlich auch die ein- oder andere Staatsanleihe dabei sein darf.
Staatsanleihen werden niedriger verzinst als etwa Unternehmensanleihen, zumindest wenn es sich um Staaten handelt, die als solvent gelten. Das Beispiel Argentinien ist dem ein oder anderen sicher noch bewusst, als ein Staat seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen konnte. Also auch hier sollte man nicht nur auf die Rendite achten, denn ein Risiko ist auch dabei.
Anleihen aus dem EU-Raum dürften als sehr risikoarm angesehen werden. Die Unterstützung der EU für das in Nöte geratene Ungarn haben dieses wieder einmal gezeigt. Insofern sollte man sich Anleihen aus EU-Mitgliedsstaaten einmal genauer ansehen, bevor man sich für eine Bundesanleihe entscheidet. Aber auf die Währung Euro sollte man schon Wert legen, denn Wechselkursschwankungen oder gar Abwertungen sind Gerüchte, die gerade bei den osteuropäischen EU-Mitgliedern immer wieder vor- bzw. aufkommen.