Die Suche nach neuen Aktienrekorden geht ungebremst weiter. Trotz einiger kleinerer Rücksetzer bleiben die Anleger unbeeindruckt: Der Deutsche Aktienindex Dax (sowohl in der Variante mit als auch ohne Dividenden), der S&P 500, der Nasdaq Composite und der Nikkei setzen neue Höchststände – ebenso wie Gold und Bitcoin. Kann dieser Trend anhalten? Diese Frage stellen sich immer mehr Anleger. Die Antwort lautet: Ja, ohne Zweifel. Auch wenn das Risiko eines Rückgangs, der irgendwann eintreten wird, steigt.
Sollte man nun noch in Aktienraketen wie Nvidia, Microsoft oder Novo Nordisk? Solche Trends könnten noch eine beträchtliche Zeit andauern. Dennoch sollten Anleger stets ihre Stop-Loss-Marken zur Begrenzung potenzieller Verluste anpassen. Abseits der Hightech- und Pharmariesen finden Anleger eine Vielzahl spannender Aktien, die noch lange nicht zu teuer sind. Es mag eine Weile dauern, bis sie entdeckt werden, aber dann zahlen sie sich richtig aus. Welche Aktien aus der ersten und vor allem der zweiten Reihe sich derzeit für einen Kauf eignen, darüber haben wir bereits im letzten Blogpost zur Geldanlage in Fonds nachgedacht. Jetzt soll es etwas konkreter um Aktientitel gehen.
Ein Rekord jagd den anderen
„An den bewährten Aktienmärkten erreicht derzeit ein Allzeithoch das nächste“, stellt Ann-Katrin Petersen fest. „Solange die Unternehmensgewinne nicht nur erzielt werden, sondern auch die Erwartungen der Analysten übertreffen, solange der erneute Optimismus im Zusammenhang mit der Mega-Kraft der künstlichen Intelligenz weltweit anhält, solange die Wachstumsprognosen für die US-Wirtschaft robust bleiben und eine allmähliche Konjunkturerholung im Euroraum abzeichnet, scheinen die Aktienmärkte derzeit kaum etwas aus der Bahn werfen zu können“, analysiert die Leiterin der Kapitalmarktstrategie von Blackrock für Deutschland.
„Die atemberaubenden Rekorde an den Börsen werfen mittlerweile die Frage auf, ob sich eine Blase bildet. Einige Indikatoren wie die geringe Marktbreite, die niedrige Volatilität und die Steilheit des Aufwärtstrends deuten in diese Richtung“, sagt Daniel Hartmann. Die Optimisten setzen darauf, dass ein neuer Technologiezyklus einsetzt, der das Produktivitätswachstum speziell in den USA in den nächsten Jahren um mindestens einen Prozentpunkt beschleunigen wird, beobachtet der Stratege der Fondsgesellschaft Bantleon. „Die Zuversicht könnte sich jedoch auch – wie einst beim Internet – als übertrieben oder voreilig herausstellen: In den aktuellen US-Daten ist jedenfalls noch kein KI-Boom zu erkennen“, so der Experte. Die Investitionen in Software und IT-Ausrüstung haben sich in den vergangenen Quartalen schwach entwickelt. „Als eigentlicher Wachstumstreiber der USA hat sich jedoch zuletzt der private Verbrauch erwiesen, der im zweiten Halbjahr 2023 annualisiert um gut drei Prozent zulegte“, erklärt Hartmann. Letztendlich sind es diese robusten Wirtschaftsdaten, die der Aktienrally die notwendige Unterstützung geben: „Die Aussicht auf ein BIP-Wachstum von gut zwei Prozent im Jahr 2024 hält die Vorstellung von sprudelnden Unternehmensgewinnen am Leben“, prognostiziert der Experte von Bantleon gegenüber der Focus Money (12/2024).
Setzt sich die lockere Geldpolitik fort?
Eine weitere Ursache für die rekordverdächtige Stimmung an den Aktienmärkten ist die erwartete Lockerung der Geldpolitik durch die Zentralbanken. Nikko Securities Experten erwarten nur minimale Unterschiede zwischen den einzelnen Zentralbanken bezüglich ihrer geldpolitischen Maßnahmen. Die Vorhersagen der Blackrock-Expertin Petersen sind vorsichtiger: Die Terminmärkte deuten darauf hin, dass bis zum Jahresende lediglich drei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte für die Fed und weniger als vier für die EZB zu erwarten sind. Zu Beginn des Jahres waren die Erwartungen in beiden Währungsräumen höher.
Obwohl die meisten Indikatoren für die zugrunde liegende Inflation weiterhin schwach sind, bleibt der Preisdruck aufgrund des starken Lohnwachstums hoch, kommentierte EZB-Chefin Christine Lagarde letzte Woche die Entscheidung, die Leitzinsen unverändert zu lassen. Dennoch senkten die Notenbanker ihre Inflationsprognose für dieses Jahr von 2,7 auf 2,3 Prozent. Dies wurde von den Anlegern positiv aufgenommen und führte zu einem weiteren Anstieg des DAX.
Lohnentwicklung wird Kurse beeinflussen
Angesichts des stagnierenden Wachstums und einer weiterhin von der Lohnentwicklung abhängigen Inflation scheint die EZB keine Eile zu haben, Zinssenkungen anzukündigen, prognostizierte Annalisa Piazza von MFS Investment Management. Dennoch wäre es nicht überraschend, wenn die EZB dieses Mal früher als die Fed die Zinsen senkt, da das fundamentale Bild diesen Schritt durchaus rechtfertigt, sagte die Expertin.
Nachdem die EZB im März Klarheit geschaffen und die Leitzinsen unverändert gelassen hat, wird auch die Federal Reserve voraussichtlich am 20. März die Leitzinsen unverändert belassen. „Der Offenmarktausschuss wird die Zinssätze nicht senken, bis wir überzeugt sind, dass sich die Inflationsrate nachhaltig unserem Ziel von zwei Prozent annähert“, sagte Notenbankchef Jerome Powell letzte Woche bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus. Vor allem der Arbeitsmarkt bleibt stabil, und die US-Verbraucher kaufen weiterhin ein, während die Industrieproduktion anhält. „Die Zinswende in den USA kommt, aber wahrscheinlich nicht so schnell, wie von manchen erhofft“, fasst Marthel Edouard von der Weberbank zusammen.
Die Aktienmärkte zeigen sich davon weiterhin unbeeindruckt: Ein unmittelbarer Abschwung in den Konjunkturdaten ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, eine leichte Erholung wird sogar in der Eurozone erwartet. Vor diesem Hintergrund prognostiziert Bantleon-Experte Hartmann eine Fortsetzung des positiven Trends und eine weitere Rekordjagd.
„Die derzeit durchschnittliche Bewertung von Aktien ist vor allem an der Wall Street mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 von 21 im Vergleich zum historischen Durchschnitt von etwa 15 ungesund hoch und würde auf eine langfristige Seitwärtsentwicklung hindeuten“, erklärt Fondsmanager Ehrhardt. „Dies gilt jedoch nicht für viele kleine und mittlere Aktien, die vernünftig bewertet sind“, beobachtet der Fondsmanager und Vermögensverwalter mit seiner langjährigen Erfahrung. „Wenn man bei solchen Aktien eine Wachstumsaussicht oder ein aussichtsreiches Geschäftsmodell sieht, ist es realistisch anzunehmen, dass solche Aktien von ihrem heutigen Niveau in den nächsten Jahren durchaus stärker steigen können“, erläutert der Experte.
Heute soll es um die Möglichkeit gehen, sein Geld in Fonds anzulegen. Sicherlich nicht interessant für Kleinanleger, da es hier in der Regel höhere Mindestanlagesummen gibt, auch die Flexibilität ist moderat. Also eher ein Produkt für größere Investments, und auch der steuerliche Aspekt spielt eine Rolle, gerade für Besserverdiener.
Die Vorteile von Fonds
Geldanlage in Fonds ist eine beliebte Option für Anleger, die ihr Kapital diversifizieren und langfristig Renditen erzielen möchten. Doch warum sind Fonds eine sinnvolle Wahl?
Diversifikation des Portfolios
Ein wesentlicher Vorteil von Fonds ist die Möglichkeit der Diversifikation. Durch Investitionen in verschiedene Wertpapiere und Anlageklassen streuen Fonds das Risiko und reduzieren die Abhängigkeit von einzelnen Vermögenswerten. Diese Diversifikation kann helfen, das Gesamtrisiko des Portfolios zu verringern und potenzielle Verluste zu mindern.
Professionelles Management
Fonds werden von professionellen Fondsmanagern verwaltet, die über umfangreiche Erfahrung und Fachwissen in der Finanzbranche verfügen. Diese Experten treffen fundierte Entscheidungen über die Auswahl und Verwaltung der im Fonds enthaltenen Vermögenswerte, um die bestmöglichen Renditen für die Anleger zu erzielen. Ihr Fachwissen und ihre Ressourcen ermöglichen es ihnen, Marktchancen zu identifizieren und auf Veränderungen zu reagieren, um die Performance des Fonds zu optimieren.
Liquidität und Flexibilität
Ein weiterer Pluspunkt von Fonds ist ihre Liquidität und Flexibilität. Anleger können ihre Anteile an einem Fonds in der Regel problemlos kaufen oder verkaufen, da Fondsanteile häufig an Börsen gehandelt werden oder von der Fondsgesellschaft direkt zurückgekauft werden können. Diese Liquidität ermöglicht es den Anlegern, schnell auf sich ändernde Marktbedingungen zu reagieren oder ihre Anlagestrategie anzupassen, ohne lange Verkaufszeiten oder Gebühren befürchten zu müssen.
Die verschiedenen Arten von Fonds
Es gibt verschiedene Arten von Fonds, die unterschiedliche Anlageziele und -strategien verfolgen. Zu den häufigsten Fondsarten gehören:
Aktienfonds
Aktienfonds investieren in Aktien verschiedener Unternehmen und Branchen. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, von den langfristigen Wachstumsaussichten von Aktien zu profitieren, ohne das Risiko einer direkten Anlage in einzelne Aktien eingehen zu müssen.
Rentenfonds
Rentenfonds investieren in festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und hypothekenbesicherte Wertpapiere. Sie bieten Anlegern eine regelmäßige Einkommensquelle durch Zinszahlungen und gelten als weniger volatil als Aktienfonds.
Immobilienfonds
Immobilienfonds investieren in Immobilien oder Immobilienaktien. Sie bieten Anlegern die Möglichkeit, in den Immobilienmarkt zu investieren, ohne direkt in Immobilien investieren zu müssen. Diese Fonds können regelmäßige Mieteinnahmen und potenzielle Wertsteigerungen durch den Immobilienmarkt bieten.
Mischfonds
Mischfonds investieren in eine Mischung aus Aktien, Anleihen und anderen Vermögenswerten. Sie bieten Anlegern eine ausgewogene Diversifikation und eignen sich für Anleger, die eine breite Palette von Anlageklassen in einem einzigen Fonds suchen.
Fazit
Geldanlage in Fonds kann eine sinnvolle Option für Anleger sein, die eine breite Diversifikation, professionelles Management und Liquidität schätzen. Je höher das Anlagevolumen, desto wichtiger wird auch die Beratung durch Fondsexperten, die auch steuerliche Aspekte mit berücksichtigen müssen. Daher haben sich in diesem bereich auch einige Regionen durch eine – durchaus gewollte und staatlich unterstütze Clusterbildung – positiv entwickelt, etwa der Finanzstandort Luxemburg. Durch die Auswahl von Fonds, die zu den individuellen Anlagezielen und Risikotoleranzen passen, können Anleger langfristig Renditen erzielen und ihr Vermögen effektiv verwalten.
Eigentlich sind die Deutschen stets auf der Suche nach profitablen Geschäften. Über Jahre hinweg haben sie sich darüber aufgeregt, dass Giro- und Sparkonten keine Zinsen mehr abwerfen. In Zeiten von Negativzinsen haben die Bürger vermehrt Bargeld zuhause aufbewahrt, sei es im Tresor oder in der Schreibtischschublade, um den von der Notenbank auferlegten „Strafzins“ zu umgehen. Das erschien vernünftig. Mittlerweile hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Nullzinspolitik jedoch beendet und seit Juli 2022 den Leitzins deutlich auf 3,5 Prozent angehoben. Viele Banken ziehen ebenfalls nach und es gibt wieder etwas für das Ersparte. Doch was machen einige Deutsche? Sie verzichten darauf, wie ein Blick auf die Bargeldbestände im Land zeigt: Die Privatpersonen hierzulande haben mehr Bargeld zuhause als zu Zeiten ohne Zinsen.
Bargeldbestände in Deutschland sind gigantisch
„Im Jahr 2022 erreichte der Bargeldbestand mit etwa 436,8 Milliarden Euro einen Rekordstand. Das entspricht einem Zufluss von 52,4 Milliarden Euro im Vergleich zu 2021“, ergibt eine Analyse des Beratungsunternehmens Barkow Consulting im Auftrag des Vermögensverwalters Whitebox. „Jeder, der sein Geld zuhause hortet, verliert zwangsläufig einen Teil seiner Ersparnisse durch die Inflation“, sagt Salome Preiswerk, Geschäftsführerin von Whitebox. Den Deutschen entgingen allein im vergangenen Jahr fast 20 Milliarden Euro aufgrund der Geldentwertung – ein Negativrekord. Im Jahr 2021 betrug der reale Wertverlust noch sieben Milliarden Euro und 2020 lediglich 900 Millionen Euro.
Doch warum verzichten viele auf mögliche Zinserträge, insbesondere in einer Zeit, in der die Inflation zeitweise so hoch ist wie seit 50 Jahren nicht mehr? Darauf kann nur spekuliert werden: Einige haben vielleicht aufgrund ihrer finanziell komfortablen Lage schlichtweg vergessen, dass sie Bargeld gehortet haben – sie vermissen es einfach nicht. Oder noch ärgerlicher, sie haben den Ort ihres Verstecks vergessen. Andere möchten möglicherweise aufgrund der weltweiten politischen Lage mehr Bargeld zuhause haben, um die Furcht vor russischen Cyberangriffen auf den Bankensektor oder die Stromversorgung besser bewältigen zu können. Darüber hinaus gelten die Deutschen ohnehin als konservative Anleger. Aktien werden von vielen immer noch abgelehnt, da sie als zu riskant gelten. Vielleicht schleppt sich auch nicht jeder mit dicken Bündeln Bargeld zur Bank, wenn die Zinsen bei 2,5 Prozent liegen, zumal das Restrisiko besteht, unterwegs überfallen zu werden oder am Schalter mit unangenehmen Fragen konfrontiert zu werden.
Dennoch bleibt das Verhalten der Sparer rätselhaft. Schließlich haben die deutschen Banken, deren Verhältnis zu ihren Kunden nicht immer ungetrübt ist, ihre Bargeldreserven bei der Leitzinsänderung sofort auf ihre Konten bei der EZB zurückgeführt, um den Einlagenzins zu kassieren. Dadurch machen sie gute und risikolose Geschäfte. Und die Sparer möchten daran wirklich nicht teilhaben? Wer noch Bargeld zuhause hat und jetzt ins Grübeln kommt, weiß, was zu tun ist: Festgeld wird gerade wieder interessant! Angesichts der Inflation wäre natürlich auch ein Investment in Gold denkbar. Es hängt, wie immer, vom Risikoverhalten des Anlegers und der Einschätzung der Zukunft ab.
Es geht aufwärts – die Europäische Zentralbank hat endlich den Ernst der inflationslage erkannt und in den letzten Monaten gleich mehrmals an der Zinsschraube gedreht. Mit etwas Druck durch die Fed-Kollegen aus den Vereinigten Staaten, die hier tonangebend waren und sind. Aber immerhin, so scheinen positive Realzinsen für Festgelder bald wieder möglich zu sein.
So wurden die EZB-Zinsen angehoben
04.05.2023 | 3,75% |
16.03.2023 | 3,50% |
02.02.2023 | 3,00% |
15.12.2022 | 2,50% |
28.10.2022 | 2,00% |
Kurz erklärt – was kann man über den Leitzins steuern?
Der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) ist der Zinssatz, zu dem Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können. Die Hauptfunktion des Leitzinses besteht darin, die Geldpolitik zu steuern und die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone zu beeinflussen. Durch die Festlegung des Leitzinses beeinflusst die EZB die Zinsen, zu denen Geschäftsbanken Geld an Unternehmen und Haushalte verleihen.
Wenn die EZB den Leitzins erhöht, verteuert sich die Refinanzierung für Geschäftsbanken, was dazu führt, dass sie höhere Zinsen an Unternehmen und Haushalte weitergeben. Dies kann die Kreditnachfrage verringern und das Wirtschaftswachstum bremsen, aber auch die Inflation eindämmen.
Wenn die EZB den Leitzins senkt, wird die Refinanzierung für Geschäftsbanken günstiger, was dazu führen kann, dass sie niedrigere Zinsen an Unternehmen und Haushalte weitergeben. Dadurch wird die Kreditnachfrage angeregt, was das Wirtschaftswachstum fördern kann. Niedrigere Zinsen können auch die Investitionen und den Konsum ankurbeln.
Der Leitzins der EZB ist somit ein wichtiges Instrument, um die Geldmenge, die Inflation und dadurch indirekt auch das Wirtschaftswachstum zu steuern und die Stabilität des Euro-Währungsgebiets zu gewährleisten.
Als unabhängige Zentralbank der Eurozone ist es das Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB), die Preisstabilität zu gewährleisten. Dabei strebt die EZB eine Inflationsrate von knapp unter 2% an, um stabile Preise und eine nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Wenn die Inflation jedoch über dieses Ziel hinausgeht, hat die EZB eine Reihe von Maßnahmen, die sie ergreifen kann, um sie zu reduzieren.
Eine Möglichkeit besteht darin, den Leitzins zu erhöhen. Hierbei handelt es sich um den Zinssatz, zu dem Banken Geld von der Zentralbank leihen können. Wenn die EZB den Leitzins erhöht, steigen auch die Zinssätze, die Banken ihren Kunden berechnen, was zu höheren Kreditkosten und einem geringeren Kreditangebot führen kann. Dies wiederum kann die Nachfrage und somit auch die Inflation senken.
Ein weiteres Instrument, das die EZB nutzen kann, ist das Anleihekaufprogramm. Hierbei kauft die EZB Staatsanleihen von Ländern der Eurozone auf, um die Liquidität im Finanzsystem zu erhöhen und die Zinssätze zu senken. Eine Senkung der Zinssätze kann dazu beitragen, die Investitionen und somit die Nachfrage anzukurbeln, was langfristig zu einer Senkung der Inflation führen kann.
Die EZB kann auch direkte Interventionen am Devisenmarkt vornehmen, um den Wert des Euro zu senken. Wenn der Euro an Wert verliert, steigen die Preise für importierte Güter und Dienstleistungen, was die Inflation erhöht. Durch den Verkauf von Euros auf dem Devisenmarkt kann die EZB den Kurs des Euro senken und somit die Inflation senken.
Nach einer jahrelangen Durststrecke musste die Europäische Zentralbank einsehen, dass eine Anhabung des Leitzinssatzes angebracht war. Eine Inflation in lange nicht mehr gesehener Höhe lässt hier auch keine andere Wahl. nach einer ersten Erhöhung folgt nun der zweite Schritt auf dann 1,25 Prozent. Immer noch ein sehr moderater Wert, wenn man sich historische Daten anschaut. Aber zumindest ein klares Signal an die Märkte, auf deren Reaktion jetzt zu warten ist.
Da für 2023 mit einer Rezession zu rechnen ist, tut sich die EZB schwer, noch stärker zu intervenieren. Gleichwohl ist sie durch ähnliche Schritte der FED unter Druck gesetzt, und das wichtigste Ziel der EZB ist nun einmal nicht die Förderung von Wirtschaftswachstum, sondern die Preisstabilität.
„Das, was typischerweise Rallys zum Entgleisen bringt, ist die Inflation“, meint der Chef des größten Staatsfonds der Welt, Nicolai Tangen in einem Interview mit dem Manager Magazin (Nr. 03/2021). Der norwegische Staatsfonds konnte 2020 eine um 0,27 Prozentpunkte höhere Rendite als der Index erzielen. Man scheint sich dort also auszukennen.
Wie aber lässt sich die Inflation in der gegenwärtigen Lage wieder „einfangen“? Wie werden sich die gigantischen Summen, die zur Überwindung der Coronakrise staatlicherseits (plus durch die EZB) in den Markt gepumpt wurden, wieder einfangen? Droht hier nicht ein massives Inflationsrisiko mit Auswirkung über alle Assetklassen?
Der Wirtschaftsweise Volker Wieland hält nun Inflationsraten für denkbar, „die zum Jahresende in einzelnen Monaten auch mal drei Prozent betragen können“, zitiert ihn die Wirtschaftswoche (Nr.12/2021 an 19.03.2021). Der private Konsum nahm 2020 um 6,5 Prozent ab – Geld, das die Konsumenten in den meisten Fällen nun auf der hohen Kante haben und gerne ausgeben möchten, wenn der Spuk der Pandemie endlich vorbei ist. Auch viele Investitionen wurden gestreckt oder verschoben, nicht nur, aber natürlich insbesondere in Hotel- und Gastgewerbe und weiteren, besonders hart getroffenen Branchen.
In ihrer heutigen Sitzung haben die EZB-Banker um (Noch-) Präsidenten Mario Draghi ihren Negativzinskurs fortgesetzt. Nicht nur bleiben die Leitzinsen auf die Einlagen für private Anleger bei Null Prozent, darüber hinaus werden die Negativzinsen, die Banken auf ihre Einlagen auf den Notenbank-Konten zahlen müssen, von 0,4 auf 0,5 Prozent steigen. Banken werden daher noch weniger gewillt sein, auf Einlagen privater Anleger positive Zinsen zu gewähren.
Auch wenn der Schritt klein ist, macht er doch deutlich, dass die EZB von ihrer Politik des billigen Geldes nicht abkehren möchte, im Gegenteil. Dies wird durch die zweite wichtige Entscheidung der Zentralbanker untermauert: Künftig steigt die EZB wieder in den Ankauf von Wertpapieren ein, 20 Milliarden Euro sind hierfür vorgesehen – monatlich!
EZB macht offen Finanzpolitik
Strafzinsen und massive Eingriffe der EZB in den Geldmarkt, die von Kritikern nicht mehr als Zentralbankmaßnahme, sondern als nicht mehr vertragskonforme Maßnahme, mithin als Eintritt in die Finanzpolitik (in diese Richtung hatte Bundesbankpräsident Weidmann argumentiert, der die rennlinie zwischen der Geldpolitik und der Finanzpolitik als verwischt sieht) angesehen werden, lassen nichts gutes erhoffen. Zinsen sind jedenfalls weit und breit nicht zu sehen.